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Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke für den Klimaschutz?

Im Zusammenhang mit der Klima-Diskussion höre ich gelegentlich den Vorschlag die deutschen Kernkraftwerke länger laufen zu lassen. Mir geht es hier nicht um die Grundsatzfrage "Kerntechnik ja bitte" oder "Atomkraft nein danke". Ich will hier die technische und wirtschaftliche Seite beschreiben.

 

Aktuell laufen in Deutschland noch 6 Kernkraftwerke. Die 3 Anlagen in Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen werden planmäßig Ende 2021 abgeschaltet. Die anderen 3 Kraftwerke Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2 Ende 2022.

 

Dieser Zeitplan wurde nach dem Atomunfall von Fukushima 2011 von der damaligen Bundesregierung beschlossen. Seit 10 Jahren planen die Kraftwerksbetreiber daher mit diesem Zeitplan. In einem Kraftwerk gibt es viele Bauteile, die nur eine begrenzte Lebensdauer haben bzw. generell einen Wartungszyklus. Das ist ein bisschen wie beim Auto: Wenn Sie heute schon wissen, dass Sie ihr Auto in einem halben Jahr verschrotten, dann investieren Sie nur das absolut notwendige. Genauso denkt auch ein Kraftwerksbetreiber. Aber nicht nur die Technik, auch die Personalplanung ist passend zum Laufzeitende festgelegt worden. Die Mannschaft wird für den Rückbau fit gemacht, nicht für den Weiterbetrieb.

 

Eine Laufzeitverlängerung wäre daher mit enormen Kosten und Aufwand verbunden: Die nicht durchgeführten Wartungs- und Modernisierungsarbeiten müssten nachgeholt werden. Beispielsweise ist in den deutschen Kernkraftwerken noch analoge Leittechnik verbaut. Dafür gibt es keine Ersatzteile mehr. Teilweise wurden die schon abgeschalteten Anlagen ausgeschlachtet, um die noch laufenden Kraftwerke am Leben zu erhalten. Eine Laufzeitveränderung würde daher einen Wechsel zu digitaler Leittechnik erfordern. Dafür würden hohe Kosten anfallen. Zusätzlich müsste die neue Leittechnik einem Genehmigungsprozess von Sachverständigen durchlaufen, da in Kernkraftwerken ein extrem hohes Sicherheitsniveau gefordert wird. Da kann man nicht irgendwas mal schnell austauschen. Eine andere Baustelle wäre das Personal: Mitarbeiter, die in den nächsten Jahren in Rente gehen oder bereits für andere Aufgaben eingeplant sind, müssten ersetzt werden. Es ist nicht einfach solche Fachkräfte zu finden. Und schließlich müsste das gesamte Geschäftsmodell der Kernkraftbranche wieder geändert werden. Die Firmen stellen sich seit 10 Jahren darauf ein, dass Rückbau das Zukunftsgeschäft in Deutschland ist. Die Betreiber brauchen Planungssicherheit, keine ständigen Richtungswechsel je nach politischer Laune.

Kernkraftwerk Isar 2
Bildquelle: Clemens van Lay auf unsplash.com
Druckstoß Andreas Ismaier

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Letzte Aktualisierung:

27.12.2023